29.05.
bis
09.06.

Münchener Biennale
Hundun

Tanz / Theater

Neele Hülcker, Judith Egger

Hundun* lebte sein makelloses und ewiges Leben im Zentrum der Welt. Er bekam regelmäßig Besuch von den Herren des Südmeeres, Shu, und des Nordmeeres, Hu. Da er ihnen immer große Gastfreundschaft gewährte, beschlossen sie, ihm im Gegen-zug etwas Gutes zu tun. Sie sagten sich: »Alle Menschen verfügen über sieben Körperöffnungen - zum Sehen, Hören, Essen und Atmen. Doch der große Hundun verfügt über keine einzige Öffnung, deshalb wollen wir ihm welche zufügen.« Hundun nahm den Vorschlag begeistert an. So bohrten sie ihm Tag für Tag eine Öffnung in den Körper. Am siebten Tag aber, als sie die siebte Körperöffnung zu Ende gebohrt hatten, verstarb Hundun. Ist nun der große, unförmige Körper, der im Halbdunkel an dicken Gurten von der Decke baumelt, der sterbliche Überrest des großen Herrschers Hundun? Spärlich beleuchtet in einer geheimen Laborsituation wird er von zwei Personen akribisch abgetastet und erforscht: Neele Hülcker untersucht die Oberfläche und die Körperöffnungen mit hochsensiblen Mikrophonen und tritt so eine akustische Entdeckungsreise an. Ähnlich verfährt Judith Egger, die mit unterschiedlichen Bildgebungsverfahren den Körper äußerlich und innerlich abtastet und durchleuchtet und so in eine ganz neue visuelle Welt eintaucht. Es entsteht ein synästhetischer Dialog, in dem sich ganz neue Assoziationsräume auftun.

* Hundun 混沌 (in klassischen Texten 渾沌, auch 渾敦), steht in der chinesischen Mythologie für das Konzept der urzeitlichen Formlosigkeit und den Zustand der paradiesischen Ungetrenntheit vor dem Beginn der Welt.

Komposition, Klangkonzept: Neele Hülcker
Idee und Konzept/visuelle Umsetzung: Judith Egger

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Münchener Biennale