Vernissage:
20
Uhr

EXIT TO THE ENTRANCE

Andere

Interaktive Medieninstallationen

von Chris Salter, Adelin Schweitzer and the deletere group und Chris Ziegler

Fr 7.6.2013  

Vernissage um 20:00 Uhr


 

Aus dem Alltagsleben heraus begibt man sich einzeln und allein hinein in die drei Kunstinstallationen und damit auf Reisen zu sich selbst und unerwarteten Erfahrungen, denn einmal drinnen, scheint nichts mehr so, wie es vorher war. Mittels raffinierter Technik und ausgeklügelten Raumkonzepten setzen die Künstler Wahrnehmungsgesetze außer Kraft: Empfindungen von Oben und Unten, Hell und Dunkel, Bewegen und Bewegtwerden verschieben sich oder verschwinden ganz. Das Gefühl für eigene Körpergrenzen, die Selbstwahrnehmung, die Perspektiven auf sich und die nächste Umgebung, sogar Farben verändern sich, scheinbar unweigerlich und unwillkürlich. Die Grenzen zwischen Kunstwerk und Rezipient, zwischen Apparatur und Mensch verschwimmen. 



Exit to the Entrance führt vor Augen, wie tief verwoben der Einzelne mit den nicht mehr fassbaren Eigenschaften, Möglichkeiten und Auswirkungen unserer hoch technologisierten Welt sein kann und hinterfragt, wie viel davon überhaupt noch wahrgenommen, geschweige denn verstanden wird. In einer Zeit, in der Technologien, Wissenschaften und Medien Allwissenheit und Beherrschbarkeit suggerieren, in der jeder von uns teilt und mitteilt und das scheinbar global, hautnah und in Echtzeit, eröffnet sich mit Exit to the Entrance ein interdisziplinäres Experimentierfeld, in dem konzentriert der eigene Standpunkt neu erlebt, relativiert und bestimmt werden kann.


 


A-Reality-P03 

Adelin Schweitzer and the deletere group 

 

eit 2008 arbeitet Schweitzer an dem Projekt „A-Reality“, (Augmented-Reality), das Wahrnehmungs - gewohnheiten gänzlich auf den Kopf stellt, Grenzen sinnlicher Erfahrungen sprengt und ein völlig neues  Bewegen in einer erweiterten Realität erlaubt. Mit „A-Reality-P-03“ wird den Besuchern in München erstmals ein neu entwickelter Prototyp zur Verfügung gestellt. Während eines 20-minütigen Ganges durch  eine vertraute Umgebung trägt der Proband diese hochkomplexe Apparatur bestehend aus Sensoren, Kameras, Mikrofonen, digitalem Kompass, GPS-Sender und Computer am Körper. Abgeschirmt von der Außenwelt, erlebt der Proband das Terrain, durch das er sich bewegt, nur durch den „A-Reality-P03“, der seinerseits die visuellen und akustischen Umgebungsreize aufnimmt, simultan umwandelt und auf die Videobrille und die Kopfhörer des Probanden überträgt. Die tatsächlichen Klang- und Bildimpressionen dieses Spazierganges werden also in Echtzeit, aber modifiziert durch einen künstlichen Filter erfahren, der mittels einer spezifischen Programmierung, Farbe, Perspektive und Geräusche transformiert. Mensch und Maschine interagieren sowohl in als auch mit der spezifischen Umgebung. Am eigenen Leibe wird spürbar, wie leicht die scheinbar so fest gefügte Konstruktion von Wahrnehmung und Wirklichkeit ins Wanken geraten kann und so Definitionen und Paradigmen in Frage gestellt werden. Die Utopie, in eine offene, fließende, veränderliche Realität jenseits der Alltagsrealität eintreten zu können, ist hier zum Greifen nahe.

 

 

 

PARADISO senses + spaces

Chris Ziegler – immersive und interaktive Tanzfilme

 

Am Anfang des Kinos stand die Aufzeichnung von Bewegung. Der Begriff „Cinematographie“ setzt sich aus den griechischen Wörtern „Kinema“ für „Bewegung“ und „graphein“ für „aufzeichnen“ zusammen. Tanzforscherin und Tänzerin Bertha Bermúdez (Amsterdam), Filmemacherin Maite Bermúdez (Barcelona) und Medienkünstler/Regisseur Chris Ziegler (München, Karlsruhe) erweitern das klassische Kinoerlebnis zu einer „immersiven“ körperlichen Erfahrung und entwickeln so eine künstlerische Alternative zum herrschenden 3D-Kino-Hype.

PARADISO ist Teil einer Serie von interaktiven Tanzfilmen um sensorische Wahrnehmung und kinästhetische Erfahrung.

Der Besucher erlebt in PARADISO Tanz im ewigen Eis am Nord- und Südpol, in den Wüsten Afrikas und anderen unwirtlichen Gegenden der Welt.

Im ersten Teil, PARADISO-senses, wird der Betrachter vom Tanz im Film wortwörtlich „berührt“. Force Feedback Sensoren mit elektroaktiven Polymeren und eine speziell konstruierte 4D-Liege geben ein taktiles Feedback auf Haut und Körper. Die von der Installation ausgehenden Bilder, Klänge, Luftbe­we­gungen und ausströmende Duftstoffe aktivieren fast alle Sinne: Sehen, Hören, Riechen und Berühren.

Im zweiten Teil, PARADISO-spaces, bietet sich dem Besucher eine kinästhetische Erfahrung. Abgeschirmt von äußeren Reizen, unterstützt durch eine 3D-Video-Brille und die spezielle Kameraführung können die Bewegungen der Tänzerin scheinbar aus direkt teilnehmenden Blickwinkeln auch körperlich nachvollzogen werden. Der Besucher reorganisiert das Filmmaterial nicht nur mental, sondern auch physisch.

 

 

JND Just Noticeable Difference 

Chris Salter – Installation

 

Betritt der Besucher die Installation, begibt er sich in einen künstlerisch-experimentellen Raum zur Erforschung von Empfindungen und Wahrnehmungen. „Just Noticeable Difference“ oder der „Ebenmerkliche Unterschied“, bezeichnet den Moment, zu dem ein sinnlicher Reiz eine körperliche Auswirkung erfährt. Diese sogenannte Unterschiedsschwelle hat der deutsche Physiker und Philosoph, Gustav Fechner, bereits im 19. Jahrhundert gemessen und beschrieben. Salter balanciert ebenfalls just an der Kluft zwischen Reiz und Reaktion, richtet seinen Blick und seine Forschung aber noch tiefer, nämlich genau in die Wahrnehmungslücke hinein, dort wo physische Stimulation eben gerade noch nicht bewusste Bedeutung erhält. 

Der Besucher wird durch eine schmale Tür in das Innere einer minimalistisch anmutenden, weiß gestrichenen, architektonischen Struktur geleitet und legt sich dann alleine in dem rechteckigen, hohen, dunklen Raum auf den speziell präparierten Boden, der mit einer Vielzahl von Sensoren, Mikroprozessoren und Aktoren ausgestattet ist. Davon ausgehend sendet eine drahtlose Recheneinheit minimalste Druck- und Lageveränderungen des Körpers an ein Computerprogramm, das die Daten in eine Komposition aus Klang-, Licht- und Vibrationseffekten einberechnet, die sich simultan in der direkten Umgebung des Probanden verwirklichen. Die Sensoren sind verschiedenen Körperpartien zugeordnet und einzeln oder in ihrer Gesamtheit interaktiv mit dem Rechner vernetzt. So ergeben sich mannigfaltige Verwebungen zwischen Mensch und Apparatur, die sich in Intensität, Lokalisierung und Abfolge der auditiven, visuellen und taktilen Gestaltungselemente ausdrücken. Der Besucher erfährt dabei sowohl Phasen der Kontrolle über seine Umgebung -immer dann wenn er direkte Reiz-Reaktionsschemata identifizieren kann- aber auch solche, in denen die Mensch-Maschine-Apparatur für sich alleine und mit sich selbst zu performen scheint.

 

Chris Salter in Zusammenarbeit mit Marije Baalman und Harry Smoak.

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