11.03
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Genetische Fingerabdrücke als Kunst – oder sind es Fälschungen? In seinen biotechnologischen Installationen und Live-Laboratorien spielt der amerikanische Künstler Paul Vanouse mit den Bildern heutiger Wissensproduktion. Er führt Metaphern und Methoden naturwissenschaftlicher Erkenntnis ad absurdum.
In Fingerprints… ist Vanouse dem sogenannten „genetischen Fingerabdruck“ auf der Spur. Doch dieser stammt nicht vom Finger und ist auch kein Abdruck sondern eine per Laborprotokoll manipulierte Körper-Spur. Warum nehmen wir Floskeln wie den „genetischen Fingerabdruck“ so unkritisch hin, und mit welchem Effekt brennen diese sich ins kollektive Bewusstsein ein? Warum suggerieren derartige Metaphern „Natürlichkeit“ und blenden deren technische Konstruktion aus? Leisten sie nicht einem zeitgenössischen „Biologismus“ Vorschub? Stachelt unser Gen-Fetischismus nicht auch zur Suche nach vermeintlichen Schwulen- oder Kriminellen-Genen an, suggeriert Vorbestimmtheit und zementiert rassistische Vorurteile und Klischees? Mit beißendem Humor zweckentfremdet der Künstler und Hobby-Wissenschaftler die Methode der Gelelektrophorese – eine Technik zur Trennung von Molekülen die für gewöhnlich in der Grundlagenforschung, bei Vaterschaftstests und in der Forensischen Genetik zum Einsatz kommt.
Das Suspect Inversion Center (SIC) ist ein öffentliches Labor, in dem Vanouse „genetische Fingerabdrücke“ aus bekannten Gerichtsverfahren identisch nachbaut. Hier entsteht in Kleinstarbeit und für jedermann einsichtig das DNA-Profil des (farbigen) US-amerikanischen Footballstars und mutmaßlichen Mörders O.J. Simpson... allerdings exklusiv aus des Künstlers eigener DNA! Kann man Authentizität fälschen? Ist auf genetische Indizien allein Verlass? Wie mischen sich möglicherweise rassistisch motivierte Klischees und Vorverurteilungen mit der DNA-Analyse? Sind per Vorratsdatenspeicherung erhobene DNA-Profile aussagefähig? Der Künstler demonstriert die technische Konstruiertheit der vermeintlich von Mutter Natur höchstpersönlich in unsere Körper eingeschriebenen biologischen Personalausweise. Entgegen der landläufigen Auffassung sind die abstrakten Bandenmuster, welche die molekularbiologischen Vermessungen im Sequenzgel der Gelelektrophorese hervorbringen, keine natürlichen Erkennungsmerkmale, sondern ebenso das Resultat des experimentellen Protokolls mit seinen Enzymen, Primern und Molekularsonden. Das Suspect Inversion Center (SIC) produziert nun „genetische Fingerabdrücke“ als Kunstfälschung. Mit dem Fall O.J. Simpson zeigt Vanouse, wie technologische und kulturelle Faktoren sich gegenseitig beeinflussen: Simpsons Freispruch, trotz erdrückender DNA-Indizien, verdankte Simpson einst sowohl dem fehlenden Verständnis für die Technik bei den Geschworenen als auch der Behauptung, Blutspuren seien von rassistischen Polizisten am Tatort ausgelegt worden.
Auch die Motive des Latent Figure Protocol (LFP) entstehen im Prozess der Gelelektrophorese. Doch statt der üblichen abstrakten Bandenmuster schafft Vanouse pixelhafte Bilder: das Copyright-Symbol, 01, ID oder Henne und Ei oder das Piratenzeichen. Er degradiert die Autorität des „objektiven“ DNA-Fingerabdrucks auf den Status eines „subjektiven“ Künstler-Portraits. Er nutzt das wissenschaftliche Verfahren subversiv, indem er statt abstrakter Chromatogramme aus unbekannten DNA-Proben hier aus bekannter DNA figurative Bilder erzeugt. Diese Figuren, die dennoch gängigen Laborstandards entsprechen, werden zu soziokulturellen Kommentaren. Dabei entstehen die Motive nur langsam und progressiv wie Vexierbilder: Ist ihre Bedeutung einmal „entschlüsselt“, werden damit andere möglichen Lesarten ausgeblendet.
Das Relative Velocity Inscription Device (RVID) stellt ein absurdes wissenschaftliches Live-Experiment zur Schau: Hier tragen die für die Hautfarbe kodierenden Gensequenzen der multi-ethnischen Familienangehörigen des Künstlers jamaikanischer Abstammung ein Rennen in einem Gelelektrophorese-Apparat aus – um ihre Fitness zu testen! In Echtzeit erscheinen sie als rote Strichmännchen mit rudimentärem Bewegungsablauf. Die Ergebnisse jedes Rennens werden auf einem Sensorbildschirm aufgelistet. Ausschlaggebend für den Sieg ist aber nicht, von welcher Person die Proben stammen, sondern lediglich welchem Locus des DNA-Strangs sie entnommen wurden. Wird Rassismus heute möglicherweise molekular? Hält die Wissenschaft zwar keinerlei Basis für genetisch fundierte rassische Kategorien bereit, so betont Vanouse, dass Forschung selbst immer in vorherrschende kulturelle Wertesysteme eingebettet ist; dass ihre Ergebnisse auch als Vorwand für diskriminierende Praktiken herhalten können. Angesichts biologischer Vermessungsmethoden, die Unterschiede an molekularen statt wie früher an morphologischen oder epidermalen Merkmalen festmachen, konfrontiert RVID die heutige Genom-Forschung mit der Geschichte „wissenschaftlich“ legitimierter Rassenpolitik: In der Installation blättert man durch Charles B. Davenports Buch Race Crossing in Jamaica aus dem Jahre 1929, in dem dieser für Rassentrennung eintrat und die „Minderwertigkeit schwarzweißer Mischlinge“ zu belegen suchte. Vanouse suggeriert, dass auch unsere Wissensgesellschaft heute gegen neo-eugenische Trends nicht gefeit ist.
Paul Vanouse lebt in Buffalo/New York; er experimentiert seit 15 Jahren interdisziplinär mit neuen Medienformen. Seine interaktiven Installationen, biologischen Experimente und Electronic Cinema-Projekte wurden in über 20 Ländern gezeigt und u.a. mit Preisen der Ars Electronica, Linz und dem Vida-Kunstpreis, Madrid, ausgezeichnet. Vanouse lehrt Bildende Kunst an der University at Buffalo.
Fingerprints… wird von Jens Hauser kuratiert. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Schering Stiftung Berlin.
Zur Ausstellung ist in der Schriftenreihe der Schering Stiftung die Publikation Fingerprints... Index, Abdruck, Spur, erschienen; hrsg. von Jens Hauser im Verlag argobooks.
Do 01.03. bis So 11.03.
Ausstellung
Einlass: 20Uhr Beginn: 20Uhr
Ort: MuffatwerkMünchen
Ausstellungszeitraum
02.03. - 11.03.2012
Vernissage Do, 01.03. 20:00
Werktags: 18:00 – 22:00
Samstag, Sonntag: 11:00 – 20:00
Der Eintritt ist frei
Veranstalter: Muffatwerk mit freundlicher Unterstützung der Schering Stiftung
Paul Vanouse wird unterstützt von Creative Capital & Tribeca Film Institute
Fotograf: Axel Heise
Mit freundlicher Unterstützung von: VWR und Brand
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Das Relative Velocity Inscription Device (RVID) stellt ein absurdes wissenschaftliches Live-Experiment zur Schau: Hier tragen die für die Hautfarbe kodierenden Gensequenzen der multi-ethnischen Familienangehörigen des Künstlers jamaikanischer Abstammung ein Rennen in einem Gelelektrophorese-Apparat aus – um ihre Fitness zu testen! In Echtzeit erscheinen sie als rote Strichmännchen mit rudimentärem Bewegungsablauf. Die Ergebnisse jedes Rennens werden auf einem Sensorbildschirm aufgelistet. Ausschlaggebend für den Sieg ist aber nicht, von welcher Person die Proben stammen, sondern lediglich welchem Locus des DNA-Strangs sie entnommen wurden. Wird Rassismus heute möglicherweise molekular? Hält die Wissenschaft zwar keinerlei Basis für genetisch fundierte rassische Kategorien bereit, so betont Vanouse, dass Forschung selbst immer in vorherrschende kulturelle Wertesysteme eingebettet ist; dass ihre Ergebnisse auch als Vorwand für diskriminierende Praktiken herhalten können. Angesichts biologischer Vermessungsmethoden, die Unterschiede an molekularen statt wie früher an morphologischen oder epidermalen Merkmalen festmachen, konfrontiert RVID die heutige Genom-Forschung mit der Geschichte „wissenschaftlich“ legitimierter Rassenpolitik: In der Installation blättert man durch Charles B. Davenports Buch Race Crossing in Jamaica aus dem Jahre 1929, in dem dieser für Rassentrennung eintrat und die „Minderwertigkeit schwarzweißer Mischlinge“ zu belegen suchte. Vanouse suggeriert, dass auch unsere Wissensgesellschaft heute gegen neo-eugenische Trends nicht gefeit ist. Paul Vanouse lebt in Buffalo/New York; er experimentiert seit 15 Jahren interdisziplinär mit neuen Medienformen. Seine interaktiven Installationen, biologischen Experimente und Electronic Cinema-Projekte wurden in über 20 Ländern gezeigt und u.a. mit Preisen der Ars Electronica, Linz und dem Vida-Kunstpreis, Madrid, ausgezeichnet. Vanouse lehrt Bildende Kunst an der University at Buffalo. 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Diese Figuren, die dennoch gängigen Laborstandards entsprechen, werden zu soziokulturellen Kommentaren. Dabei entstehen die Motive nur langsam und progressiv wie Vexierbilder: Ist ihre Bedeutung einmal „entschlüsselt“, werden damit andere möglichen Lesarten ausgeblendet. Das Relative Velocity Inscription Device (RVID) stellt ein absurdes wissenschaftliches Live-Experiment zur Schau: Hier tragen die für die Hautfarbe kodierenden Gensequenzen der multi-ethnischen Familienangehörigen des Künstlers jamaikanischer Abstammung ein Rennen in einem Gelelektrophorese-Apparat aus – um ihre Fitness zu testen! In Echtzeit erscheinen sie als rote Strichmännchen mit rudimentärem Bewegungsablauf. Die Ergebnisse jedes Rennens werden auf einem Sensorbildschirm aufgelistet. Ausschlaggebend für den Sieg ist aber nicht, von welcher Person die Proben stammen, sondern lediglich welchem Locus des DNA-Strangs sie entnommen wurden. Wird Rassismus heute möglicherweise molekular? 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